Standortanalyse: Den passenden Standort für den Einzelhandel finden

Standortanalyse für den Einzelhandel

Standortanalyse: So wählen Gründer einen guten Firmenstandort

In den meisten Branchen ist der Firmenstandort für den Erfolg eines Unternehmens entscheidend. Dies trifft ganz besonders auf den Einzelhandel zu. Gründer sollten deshalb eine fundierte Standortanalyse machen, bevor sie eine Ladenfläche anmieten.

Der Erfolg eines Unternehmens ist von vielen Faktoren abhängig. Neben finanziellen Engpässen und personellen Problemen scheitern rund neun Prozent aller Startups an der Auswahl eines falschen Standorts. Dies ergab eine Studie des Marktforschungsunternehmens CB Insights, das seit 2014 analysiert, warum Gründer scheitern. Selbst wenn die Standortwahl nicht Ihr wichtigster Erfolgsfaktor ist, sollten Sie sich mit diesem Thema ernsthaft auseinandersetzen. Der optimale Standort hat einen wesentlichen Einfluss auf Ihren Umsatz und Ertrag. 

Bestimmen Sie Ihre Zielgruppe 

Gründer sollten ihre Zielgruppe und deren Gewohnheiten genau kennen, denn sonst kann die Eröffnung eines Shops schnell nach hinten losgehen. Ein Beispiel: Herr Meier mietet eine Ladenfläche im ersten Stock eines Büro- und Gewerbehauses an und verkauft seine Bio-Lebensmittel mit einem Eröffnungsrabatt von 30 Prozent im Vergleich zu den marktüblichen Konditionen. Zunächst läuft das Geschäft gut, doch einige Wochen nach der Geschäftseröffnung nimmt der Kundenverkehr deutlich ab. Bei einer Umfrage unter den Kunden stellt er fest, dass viele Kunden sein Geschäft wegen der stark rabattierten Einstiegsangebote besucht hatten und dass die meisten Kunden wegen fehlender Parkplätze und der ungünstigen Lage in der ersten Etage des Büro- und Gewerbehauses fernbleiben. Das Beispiel zeigt, dass sich der Gründer nicht intensiv genug mit seiner Zielgruppe und dem Firmenstandort auseinandergesetzt hat. 

Unternehmer vermeiden diesen Fehler, indem sie ihre Zielgruppe so genau wie möglich definieren. Manchmal reicht es nicht, zu wissen, dass die Geschäftsidee für „Familien“ interessant ist. Manchmal ist es vorteilhaft zu wissen, dass die Idee besonders gut bei „Familien mit Kindern im Grundschulalter“ ankommt. Anstelle von „Männern“ ist die Beschreibung “männliche Erwachsene zwischen 30 und 40 Jahren mit einer Eigentumswohnung und einem Einkommen ab 60.000 Euro” besser geeignet. Je genauer Sie die Zielgruppe eingrenzen, desto eher wird Ihre Planung mit den späteren Ist-Zahlen übereinstimmen.

Wichtige Überlegungen rund um die Zielgruppe

1. Kundengruppen: Verkaufen Sie Ihre Produkte an Privatkunden (B2C), an Unternehmen (B2B) oder an beide Zielgruppen?

2. Demografische Merkmale: Lassen sich Ihre Käufer nach Wohnort, Alter, Geschlecht, Familienstand und Haushaltsgröße eingrenzen?

3. Sozioökonomische Betrachtung: Welchen Einfluss haben Bildungsstand, Beruf und Durchschnittsverdienst auf das Kaufverhalten Ihrer Kunden?

4. Psychografische Merkmale: Welche Auswirkungen haben Lebensstil, Wertvorstellungen, Motivation, Kaufreichweite sowie die Mediennutzung auf die Kaufentscheidungen Ihrer Kunden?

5. Erreichbarkeit: An welchen Standorten erreichen Sie Ihre Kunden am besten?

Es lohnt sich, die eigene Zielgruppe genau zu analysieren, bevor Sie einen Laden anmieten. 

Welche Preise und Leistungen bietet die Konkurrenz?

Wenn Sie die Zielgruppe definiert haben und sich darüber im Klaren sind, an welchen Standorten Sie diese am besten erreichen, sollten Sie Ihren Mitbewerbern auf die Finger schauen. Finden Sie heraus, wer dieselben oder ähnliche Produkte und Dienstleistungen anbietet. Sind es einige wenige Konkurrenten mit großem Marktanteil oder teilen sich viele kleine Mitbewerber den Markt? Bieten die Mitbewerber das gleiche Angebot oder nur einen Teil Ihres Sortiments an? Zu welchen Konditionen bieten die Wettbewerber die Produkte an und mit welchen Zusatznutzen erklären sie die Preisdifferenzen? Worin liegen die Stärken und Schwächen der Konkurrenz? Berücksichtigen Sie dabei auch Internet-Anbieter, die keinen lokalen Standort haben, wie zum Beispiel Amazon.

Je stärker ein Unternehmensstandort vom Wettbewerb im selben Produktsegment geprägt ist, desto mehr stößt der potenziell erreichbare Umsatz an seine Grenzen. Überlegen Sie sich, wie viel Konkurrenz für Ihr Einzelhandelsgeschäft verträglich ist und streichen Sie gegebenenfalls stark umkämpfte Standorte von Ihrer Liste.

Welche Faktoren kommen für die Standortanalyse eines Einzelhandelsgeschäfts in Frage?

Nachdem Sie Ihre Zielgruppe definiert und die Konkurrenz analysiert haben, können Sie zur Standortanalyse übergehen. Die Standortfaktoren unterscheiden sich je nach Branche erheblich. Für den Einzelhandel spielen in der Regel folgende Standortfaktoren eine große Rolle:

  • Größe des Einzugsgebiets
  • Kaufkraft des Stadtteils oder der Region
  • Gute Lage für Laufkundschaft 
  • Parkmöglichkeiten
  • Erreichbarkeit durch öffentliche Verkehrsmittel
  • Wettbewerb
  • Anziehungskraft des Standortes
  • Höhe der Mietpreise

In einer Makrobetrachtung sollten sich Unternehmer zunächst die Unterschiede in der Region oder Stadt ansehen, in der sie sich niederlassen möchten. Wenn das Image des Stadtteils oder Viertels nicht zu Ihren Produkten passt, sollten Sie diese dort nicht anbieten. Beziehen Sie bei der Standortwahl auch öffentliche Fördermittel mit ein, die es möglicherweise in einem benachbarten Bundesland gibt. Auch Faktoren wie Gewerbesteuersätze, Kaufkraft sowie die Miet- und Energiekosten unterscheiden sich je nach Region. 

Zudem spielt eine gute Erreichbarkeit eine entscheidende Rolle. Finden Sie heraus, ob es in der Nähe Ihres potenziellen Geschäftsstandorts andere Läden gibt, die ergänzende Produkte zu Ihrem Sortiment anbieten und viele Kunden haben. Sofern Sie Ihren Betrieb nicht in einer unbelebten Seitengasse ansiedeln, werden Sie von der Passantenfrequenz des benachbarten Betriebs profitieren. 

Darüber hinaus spielt für die Standortwahl Ihres Einzelhandelsgeschäfts eine Rolle, welche Arten von Kaufentscheidungen bei Ihrem Sortiment relevant sind. Man unterscheidet folgende:

1. Intuitiv-emotionale Käufe: Der Kunde entscheidet sich spontan im Laden für den Kauf, ohne den Kauf geplant zu haben und ohne aufwändigen Vergleich vorab. Dies ist beispielsweise oft bei Süßigkeiten der Fall. Hier bietet es sich an, ein Ladenlokal anzumieten, das viel Laufkundschaft verspricht. 

2. Emotionale und rationale Käufe: Emotionalität und Rationalität kommen eher bei hochwertigen und hochpreisigen Produkten vor wie Autos, Immobilien und Reisen. Es führen sowohl emotionale Aspekte als auch rationale Gründe zur Kaufentscheidung.

3. Gewohnheitskäufe: Bei Gewohnheitskäufen handelt es sich um geplante Käufe, bei denen der Kunde vorab keinen Preis- oder Qualitätsvergleich macht. Dies ist meist bei Produkten des täglichen Bedarfs gegeben, wie beispielsweise Zahncreme. Auch in diesem Fall ist ein Ladenlokal mit viel Laufkundschaft ideal.

So funktioniert die Standortanalyse

Viele Standortfaktoren sind für den Einzelhandel wichtig – aber nicht alle gleichermaßen. Aus diesem Grund gilt es, die einzelnen Standortfaktoren mit einem Wert zwischen 1 (unwichtig) und 3 (sehr wichtig) zu gewichten. Anschließend sollten Sie für jeden Standort, der in Frage kommt, die Qualität der einzelnen Standortfaktoren bewerten. Hierfür dient eine Punkteskala von 1 (schlecht) bis 9 (exzellent). 

StandortfaktorGewichtungBewertung Ort ABewertung Ort BBerechnung Ort ABerechnung Ort B
Mietpreise3733*7=213*3=9
Laufkundschaft2522*5=102*2=4
Parkmöglichkeiten1261*2=21*6=6
Ergebnis   33 Punkte19 Punkte

Anschließend multiplizieren Sie die Bewertungspunkte mit der Gewichtung des Standortfaktors und rechnen alle Punkte zusammen. Der Standort mit dem höchsten Punktwert sollte Ihr Favorit sein. In diesem Beispiel ist es Ort A, der 33 Punkte erhält. Ort B ist mit nur 19 Punkten weniger gut geeignet.

Die perfekte Gewerbeimmobilie finden

Ist der optimale Standort für Ihren Einzelhandel gefunden, können Sie sich auf die Suche nach einem passenden Laden begeben. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle:

  • Lage 
  • Größe des Ladengeschäfts
  • Gute Verkehrsanbindung
  • Ausstattung passend zu den Anforderungen von Mitarbeitern und Kunden 
  • Finanzielle Möglichkeiten

Umbaumaßnahmen treiben die Kosten schnell in die Höhe. Daher sollte der Grundriss weitestgehend passen, sodass keine größeren baulichen Veränderungen notwendig sind. Berücksichtigen Sie bei Ihrem Miet- beziehungsweise Pachtvertrag, ob und inwieweit eine Erweiterung Ihres Betriebs oder die Untervermietung einzelner Räume möglich ist. Falls sich Ihr Unternehmen anders entwickelt als geplant, werden Sie über die Flexibilität im Mietvertrag dankbar sein. Oft lohnt es sich, den Vertrag von einem Spezialisten prüfen zu lassen. 

Alternativ zur klassischen Standortwahl können Sie auch einen Coworking Space in einem Existenzgründungszentrum anmieten. Coworking Spaces sind auf Jungunternehmer spezialisiert und bieten eine hervorragende Infrastruktur für Gründer.

Wer einen Shop eröffnen möchte, muss im Vorfeld an vieles denken. Doch mit einem guten Standort und einer passenden Gewerbeimmobilie setzen Sie wichtige Grundpfeiler für Ihren Geschäftserfolg.

Theres Preißler
Theres Preißler
Theres Preißler
Theres hat Anthropologie studiert und ist seit ihrer Kindheit leidenschaftliche Texterin. Während sie als Mädchen Pferdegeschichten schrieb, nutzt sie ihre Kreativität und Know-How heute, um der everbill Community wertvollen Content zu bieten. Egal ob es um Tipps & Tricks bezüglich Finanzen, Gründung oder Recht geht, sie gibt ihr für Unternehmer interessantes Wissen in Form von informativen Beiträgen weiter.

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